Erfahrungsbericht Lehrgang „Gruppenführer (e-Learning)“

  • angesprochen worden,
  • Gedanken gemacht,
  • Entschluss gefasst,
  • Termin gesucht,
  • angemeldet worden,
  • Einberufung erhalten.

Soweit dürfte wohl jeder das Vorgeplänkel kennen. Bis zu diesem Punkt unterscheidet sich das Prozedere auch nicht, egal ob man die Nummer zwei Wochen in Kassel auf dem Hof oder in der Online-Variante vor der Brust hat.

Die Einberufung enthielt alle relevanten Infos und so wurde schonmal die HLFS-App runtergeladen und der Termin für das erste Online-Meeting eingetragen.

Bei dem Online-Meeting wurde kurz über den Ablauf informiert, empfohlen eine WhatsApp-Gruppe zu gründen und man konnte Fragen stellen. Dann ging der Haufen wieder auseinander und die Chatgruppe blieb stumm bis zwei-drei Tage vor dem ersten Block.

Das erste war auch zugleich das einzige. Was diesen Punkt angeht, war ich von dem e-Learning-Konzept schon etwas enttäuscht. Ich hatte etwas mehr virtuelle Interaktion erwartet. Vielleicht mal die ein oder andere Unterrichtseinheit als Online-Kurs oder zumindest irgendeine Form von Kontakt zu den anderen Kursteilnehmern oder der HLFS. Eigentlich fände ich daher die Lehrgangsbezeichnung „Gruppenführer (Selbststudium)“ zutreffender.

Die Nutzung der App in Vorbereitung auf die erste Präsenzphase lief problemlos und so fuhr ich mit einem Kameraden, der ebenfalls an dem Lehrgang teilnahm, gut vorbereitet und -zugegeben- etwas nervös- nach Kassel. Die Thematik des langen Anfahrtswegs für uns Südhessen, lasse ich an dieser Stelle einmal außen vor. Genauso wie die Parkplatzsituation vor Ort. Diese sind hinlänglich bekannt und zumindest der zweite Punkt wird sich durch den geplanten Ausbau hoffentlich verbessern. Die Anmeldung vor Ort und der Bezug des Zimmers waren dann Selbstläufer und -im Gegensatz zu vielen Zugführer-Lehrgängen- hatten wir das Glück nicht in einem Hotel außerhalb untergebracht worden zu sein.

Der Lehrgang konnte beginnen.
Zuerst kam der obligatorische Verwaltungsteil. Wann gibt es wo etwas zu essen? Welcher Teilnehmer hat welchen Beruf, welche Funktion und welchen Führerschein? Usw., usw.

Anschließend sollten wir einen kurzen Online-Test auf Truppführer-Niveau absolvieren. Das Ergebnis hat den ein oder anderen wohl etwas desillusioniert, aber die meisten waren durch die intensive Vorbereitung auf den Lehrgang relativ sattelfest. Immerhin will sich ja niemand in Kassel auf dem Hof blamieren. Es war also durchaus machbar und da das Ergebnis für den Lehrgang sowieso keinerlei Relevanz hatte, war das Thema auch schnell abgehakt.

Darauffolgend kam eine der insgesamt zwei Unterrichtseinheiten des gesamten Lehrgangs. Im ersten Block war das Thema „Führungskreis“, inklusive eines gemeinsamen Planspiels an der Platte.
Nach dem Unterricht ging es zuerst zu den Autos, um die persönliche Schutzausrüstung (PSA) zu holen. Da wir ganz unten am Wasserrückhaltebecken geparkt hatten, sich unsere Spinte allerdings ganz oben in der Werkhalle befanden, lernten wir die Kasseler Berge gleich von ihrer unschönen Seite kennen.

Gefühlt geht man in Kassel den ganzen Tag nur bergauf oder bergab. Aber auch diesen Teil absolvierten wir, traten mit den anderen Kameraden oben in Montur an, wurden in Gruppen aufgeteilt und den Fahrzeugen zugeteilt. Danach hatte jede Gruppe 15-20 Minuten, um sich mit dem jeweiligen Fahrzeug vertraut zu machen. In unserem Fall waren es zwei HLF 10 und ein HLF 20.

Schutzkleidung hatten wir an, eine Gruppe waren wir, ein Fahrzeug war vorhanden. Es konnte also losgehen.

Generell läuft es so ab, dass die Kameraden mit LKW-Führerschein, als Fahrer (Maschinisten), frei durchwechseln können.

Zu den Einsätzen wird per Funk alarmiert, angefahren wird in Schrittgeschwindigkeit und Blaulicht ohne Martinshorn.
Da alle drei Gruppen auf dem gleichen Kanal funkten, bekam man auch von den anderen einiges mit.

Die erste Lage wurde noch gemeinsam durchgespielt und Schritt für Schritt durchgesprochen. Es ging darum, dass jedem der Teilnehmer der Erwartungshorizont klar wurde. Danach wurde nur noch alarmiert, man fuhr an und der jeweilige Gruppenführer zog seinen Stiefel durch. Anschließend wurde in der Gruppe darüber diskutiert und ein Kommentar vom Ausbilder gegeben (Lob, Kritik oder Alternativen).

Ich kann nur für meine Gruppe sprechen, aber dort konnte jeder auch offen sagen, wenn er den Einsatz anders aufgebaut hätte und so sah man selbst immer die Gedankengänge der anderen und die eigenen Grenzen. Es war auf jeden Fall sehr hilfreich. An dieser Stelle sei angemerkt, dass man in der Rolle des Gruppenführers bei den Übungen ein vollbesetztes HLF mit einer Besatzung aus Truppführern, die durch die Vorbereitung auf den Lehrgang voll in der Materie waren, befehligte.

Das macht die ein oder andere Lage schon machbarer und am Ende des Tages hat es schon Spaß gemacht mit einer Gruppe zu arbeiten, wo jeder die nötigen Handgriffe kann. Mal davon abgesehen, dass für mich (und vermutlich auch die meisten anderen Kameraden) ein vollbesetztes Fahrzeug schon ein Luxus darstellt. Natürlich sollte man an der HLFS mit seinen Entscheidungen „nah an der FwDV bleiben“ und Abstand von „bei uns in der Wehr machen wir das so“ nehmen.

Es ist auch klar, dass einen die Ausbilder fordern und die ein oder andere Lage etwas überzogen ist oder eine brutale Übungskünstlichkeit herrscht. Aber Augen zu und durch!

Am Ende geht es darum, alle “vermissten” Personen zu finden, die eigene Mannschaft (und sich selbst) nicht zu verheizen, früh genug Kräfte nachzufordern und seine Erkundung sauber zu machen.

Im ersten Block hatte jeder auf die beiden Tage verteilt eine Übung als Gruppenführer. Abends lernte man in der “Heldenhalle” dann seine Mitstreiter kennen und tauschte sich aus.

Was ein bisschen nervte, war der ständige Wechsel der Ausbilder. In insgesamt 5 Tagen, hatte ich drei Ausbilder. Andere Gruppen hatten noch mehr Personalwechsel. Im Hinblick auf die praktische Prüfung ist das halt ein etwas größerer Unsicherheitsfaktor, da doch jeder Ausbilder andere Schwerpunkte setzt.

Aber ratzfatz war man schon wieder auf dem Heimweg und die zweite Studienphase begann. Hier muss ich sagen, dass die Themenwahl bei den Blöcken durchaus Optimierungspotential bietet. Während man bei den Themen für den ersten Block schnell durch war und sich so ein bisschen fragte, ob das alles war, hatten es die Themen für die zweite Selbstlernphase in sich.

Mengenmäßig war es definitiv um einiges mehr im zweiten Block. Das ein oder andere Thema hätte man durchaus zwischen den Blöcken schieben können.

Nur als Beispiel vielleicht das Thema Brandsicherheitsdienst (BSD) in den zweiten Block und dafür das sehr umfassende Thema „Brennen & Löschen“ vorziehen in den ersten Block. Vielleicht sollte man doch überlegen ein bisschen „vorzulernen“ wenn man mit den Themen für Block eins durch ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: trotz des prall gefüllten Lehrplans vor der zweiten Präsenzphase, war man irgendwann bereit für den zweiten Besuch in Kassel.

Wieder früh morgens losgefahren, wieder nur einen Parkplatz ganz unten bekommen und alles den Berg hochgeschleppt. Vorher stand wieder die Anmeldung und der Bezug des Zimmers auf dem Plan. Alles parallel zum letzten Mal.

Auch dieser Block begann zunächst mit einer Unterrichtseinheit, diesmal zum Thema Brandmeldeanlage (BMA). Etwas blöd war in diesem Zusammenhang, dass die BMA in Kassel zu dieser Zeit auf Störung war und wir daher wussten, dass wir diese Lage nicht für eine Prüfung oder Übung bekommen würden. Dafür bearbeiteten wir sehr viele “GAMS”-Lagen, Einsätze in Zusammenhang mit Gefahrstoffen.

Nach dem Unterricht ging es weiter mit den Übungen. Während unserer zweiten Präsenzphase war auch unser Vollzeit-Pendant-Lehrgang vor Ort und die Jungs mussten definitiv mehr Material bewegen als wir. Egal, wo man ihre Gruppen auf dem Gelände traf, gefühlt war immer die Schiebeleiter im Einsatz, selbst bei einer Personenrettung aus dem 1. OG.

Ich muss gestehen, dass ich meine zweite Übung versemmelt habe, weil ich nicht auf meinen ersten Impuls vertraut habe und mir mein Lösungsansatz zu simpel erschien. Mein Learning daraus ist definitiv, dass man öfter auf sein Bauchgefühl hören sollte und nicht immer viel Chi-Chi auffahren muss, sondern es manchmal einfach einfach machen sollte.

Die Theorieprüfung an sich war weitaus einfacher als erwartet. Auch hier gilt es dem Bauchgefühl zu vertrauen, den gesunden Menschenverstand zu nutzen und -vorallem- die Fragestellung richtig zu lesen.

In unserem Lehrgang ist kein einziger Teilnehmer in der Theorie durchgefallen. Es ist also durchaus machbar. Das Ergebnis der Theorieprüfung bekommt man im Übrigen erst ganz am Ende mitgeteilt, wenn quasi alles schon gelaufen ist.

Die praktische Prüfung ist eigentlich haargenau wie die Übungen. Es wird am Schluss kein Abschlussgespräch geführt, sondern eine Übung reiht sich an die nächste. Die Gruppe absolviert die Übung bis der Ausbilder sagt, dass es genügt (was kein schlechtes Zeichen sein musste), wurde die Einsatzbereitschaft wieder hergestellt und per Funk durchgegeben. Dann wurde man zur nächsten Lage abgerufen. Natürlich wurde vorher immer gesagt, wer der nächste
Gruppenführer und wer dessen Melder ist.

Obwohl es wirklich kein Hexenwerk sein sollte, war ich nervös wie Holle und ich denke für den gesamten Lehrgang zu sprechen, wenn ich sage, dass wir froh waren als die drei Tage des zweiten Blocks rum waren. Immer noch ohne Gewissheit, ob bestanden oder nicht, tritt die Gruppe dann zur Fahrzeugreinigung an. Währenddessen rufen die Ausbilder und der Lehrgangsleiter den ein oder anderen Kameraden zum Vieraugen-Gespräch.

Dies bedeutet meistens, dass der betroffene Kamerad das Lehrgangsziel nicht erreicht hat.

Insgesamt ereilte drei Kameraden von meinem Lehrgang dieses Schicksal. Glücklicherweise allerdings keinen aus meiner Gruppe.

Nach der Reinigung und den Einzelgesprächen folgte die Bekanntgabe an die Gruppe, dass sie bestanden hat. Danach tritt nochmal der ganze Lehrgang zusammen, macht das Lehrgangsfoto und bekommt den abschließenden Zeitplan mitgeteilt. In unserem Fall war das: „Zieht euch um, bringt euer Zeug ins Auto, holt eure Koffer auf den Zimmern, geht nochmal duschen und wir treffen uns in 20 Minuten abreisefertig zur Zeugnisvergabe in Raum XY“. Da war aufgrund des ganzen bergauf und bergab eine sportliche Ansage und mehr als eine Katzenwäsche war definitiv nicht möglich.

Nach der Zeugnisübergabe wurde dann noch das obligatorische Zeugnisfoto vor dem HLFS-Schild gemacht, sich von den Kameraden verabschiedet und danach ging es auf den langen Heimweg nach Südhessen. Angesichts der Last die von mir abfiel dürfte das Auto 5 cm höher gelegen haben.

Als Fazit kann ich nur sagen, dass man die e-Learning-Variante nicht unterschätzen sollte. Sie erfordert definitiv ein hohes Maß an Selbstdisziplin, um lerntechnisch am Ball zu bleiben und gut vorbereitet nach Kassel zu gehen. Natürlich steht und fällt auch vieles mit dem Ausbilder und der eigenen Herangehensweise an die Sache. Ich bin froh es gemacht zu haben und kann jedem nur den Mut wünschen, es auch zu versuchen.